Die am besten erhaltenen Fledermäuse aus dem Eozän (vor etwa 45 Millionen Jahren) wurden in der ehemaligen Schiefergrube Messel bei Darmstadt entdeckt. Im Mageninhalt der Fledermausart Palaeochiropteryx tupaiodon hat man sogar Reste von nachtaktiven Schmetterlingen nachgewiesen. Diese Jagdbeute sowie die kleinen Augen und der den heutigen Fledermäusen entsprechende Flugapparat deuten darauf hin, dass die Messeler Fledermäuse zum Beutefang bereits ein akustisches Ortungssystem mit Ultraschall besaßen. Zum Vergleich: Erste Spuren von Homo Sapiens wurden auf ca. 120.000 Jahre datiert!
Fledermäuse gehören, wie wir Menschen, zu den Säugetieren. Sie sind allerdings die einzigen Säugetiere, die zu einem aktiven Flug – ebenso wie Vögel - in der Lage sind. Auch wenn es der Name vermuten lässt, sind sie keine Mäuse, denn diese zählt man zur Ordnung der Nagetiere. Fledermäuse hingegen gehören zu den Fledertieren, die vermutlich am nächsten mit den Insektenfressern verwandt sind, also mit Igel und Maulwurf!
Überklasse: Kiefermäuler (Gnathostomata)
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Fledertiere
Wissenschaftlicher Name : Chiroptera (Handflügler)
Unterordnungen: Flughunde (Megachiroptera), Fledermäuse (Microchiroptera)
Fledertiere sind mit ca. 1400 Arten nahezu weltweit verbreitet, sie fehlen lediglich in den Polarregionen sowie auf entlegenen Inseln. In Deutschland wurden bislang 25 Fledermausarten nachgewiesen.
Fledermäuse sind im Durchschnitt etwas kleiner als Flughunde, welche Spannweiten bis zu 1,70 m erreichen können. Die weltweit kleinste Fledermaus ist die Hummelfledermaus (Craseonycteris thonglongyai). Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von drei Zentimetern und einem Gewicht von zwei Gramm gilt sie als kleinstes Säugetier überhaupt. Die kleinste heimische Art ist die Zwergfledermaus und ihre Geschwisterart, die Mückenfledermaus. Sie sind durchschnittlich gerade mal 5 g leicht - und damit kaum schwerer als ein Zuckerstück. Größte Art in Deutschland, mit circa 30 - 40 g Gewicht und einer Flügelspannweite von ca. 40 cm, ist das Große Mausohr.
Das besondere Orientierungssystem der Fledermäuse wird als Echoortung bezeichnet. Damit können sie auch im Dunkeln ihre Beute lokalisieren – sie machen sich ein genaues "Hörbild" von ihrer Umgebung. Dieses Orientierungssystem ist mit dem Radar vergleichbar und findet man im Tierreich z.B. auch bei Walen und Delphinen. Dieses System ist so empfindlich, dass Fledermäuse sogar feine Drähte mit einer Stärke von 0,1 mm wahrnehmen können. Im Flug stoßen sie durch das Maul - einige Arten auch durch die Nase - Ortungsrufe aus, deren Echos sie mit ihren oft großen Ohren auffangen können. Diese im Ultraschallbereich liegenden Rufe sind für Menschen i.d.R. nicht wahrnehmbar.
Unsere einheimischen Fledermäuse ernähren sich ausschließlich von Insekten. Dabei haben sie einen riesigen Nahrungsbedarf. Bis zu einem Drittel ihres Körpergewichtes nehmen sie täglich auf. Eine einzige Zwergfledermaus kann beispielsweise pro Nacht bis zu 2000 Mücken vertilgen, eine Wasserfledermaus frisst jährlich über 60.000 Insekten! In den Tropen verzehren Fledertiere, neben Insekten und Früchten, auch Nektar oder auch Fische, Amphibien und Kleinsäuger. Nur in Mittel- und Südamerika leben drei Fledermausarten, die sich von Blut ernähren: Die echten Vampire. Hierbei wird das „Opfer“ allerdings nicht à la Dracula „ausgesaugt“ sondern lediglich die Haut von Rindern oder Geflügel vorsichtig „angerizt“ und das austretende Blut aufgeleckt.
Jede Fledermausart hat ihre besonderen Vorlieben. So besiedeln einige Arten überwiegend Waldgebiete (z. B. die Bechsteinfledermaus), andere haben sich dem Menschen eng angeschlossen und leben im Siedlungsbereich (z. B. Zwergfledermaus und Großes Mausohr). Auch die Jagdhabitate können unterschiedlich sein: Manche Arten jagen über fließenden- oder stehenden Gewässern, andere Arten bevorzugen dichte Vegetation oder Wälder, wieder andere Arten jagen in größeren Höhen (Großer Abendsegler).
Die kalte, insektenfreie Zeit verbringen die Fledermäuse in unseren Breiten im Winterschlaf. Hierzu suchen die Tiere geeignete Winterquartiere wie z.B. Höhlen, Keller, alte Bunker und Stollen, usw. auf. Je nach Art können hierbei Distanzen von über 1600 km zwischen Winter- und Sommerlebensraum zurück gelegt werden. Es gibt aber auch Arten, die keine weiten Entfernungen zurücklegen und beispielsweise nach Beendigung des Winterschlafes nur vom Keller in das Dachgeschoß umziehen (z. B. Zwergfledermaus).
Im Sommer finden sich die Weibchen einer Art zu größeren Gruppen – den sogenannten Wochenstuben – zusammen. Je nach Fledermausart beziehen sie ihr Wochenstubenquartier in Baumhöhlen, auf Dachstühlen oder auch in kleinen Spalten und in Fledermauskästen um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. In diesen Wochenstuben sind keine Männchen geduldet. Fledermäuse gebären ein, selten zwei Junge pro Jahr. Diese werden von der Mutter ungefähr 4 - 6 Wochen gesäugt, bis sie flügge sind. Während die Mutter nachts zur Beutejagd fliegt, bleiben die Jungen in den Wochenstuben zurück. Die Mutter kehrt allerdings mehrmals in der Nacht von ihren Beuteflügen zurück, um die Kleinen zu säugen.
Im September treffen Weibchen und Männchen wieder aufeinander. Bei den Fledermäusen beginnt nun die Paarungszeit. Zusätzlich werden Fettreserven aufgebaut, damit die Fledermäuse den anstehenden Winterschlaf überstehen.
Von den 25 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten sind bislang in NRW 21 Arten nachgewiesen worden, von denen allerdings zwei Arten bereits ausgestorben sind. Im Bergischen Land sind bislang 11 Arten nachgewiesen. (Quelle: Biologische Station Mittlere Wupper). In Wermelskirchen konnten bei einer Fledermaus-Bestandserfassung 6 Fledermausarten nachgewiesen werden. (Dr. Henrike und Holger Körber, Andrea Will, Gerhard Hilverkus: Bestandsaufnahme der Fledermäuse im Raum Wermelskirchen, 1995)
Als häufigste Art im Bergischen Land wird die Zwerg- und Mückenfledermaus sowie die Wasserfledermaus beschrieben. Aber auch seltene Arten, wie z.B. das Große Mausohr, sind vereinzelt nachgewiesen worden.
Aktuelle Bestandszahlen liegen allerdings nicht vor und der NABU im Rheinisch-Bergischen-Kreis plant daher, in den nächsten Jahren Bestandserfassungen durchzuführen.
Einmal jährlich veranstaltet der NABU bundesweit die sog. “Batnight”. Landesweit beteiligen sich zahlreiche NABU-Gruppen mit Veranstaltungen, die am und in den Wochen um das Aktionswochenende Interessenten Einblicke in das Leben der lautlosen Nachtjäger bieten. Weitere Infos hierzu unter: http://www.nabu.de/batnight/
Fledermäuse gehören zu denen am stärksten bedrohten Säugetieren in Deutschland. Von den 25 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten stehen alle ausnahmslos auf der „Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten“. Um dem Bestandrückgang entgegen zu wirken, ist der NABU schon seit vielen Jahren im Fledermausschutz aktiv.
Ein wichtiger Faktor für den Rückgang der Fledermäuse ist u. a. der Verlust von geeigneten Quartieren. Dies liegt u.a. an unserer modernen Bauweise, wodurch nicht nur Fledermäusen viele Unterschlupfmöglichkeiten an und in Gebäuden genommen wurden.
Um der Quartiernot etwas entgegen zu setzen, hat der NABU im Rheinisch-Bergischen-Kreis damit begonnen, in Eigenregie spezielle Fledermauskästen zu beschaffen, welche den Tieren als Ersatzquartiere dienen sollen. Im Sommer 2021 wurden so die ersten 60 Kästen beschafft. Diese werden jetzt sukzessive an den dafür geeigneten Standorten angebracht. Nach Einholen des Einverständnisses der Stadtverwaltung wurde als Erstes im Stadtgebiet von Leichlingen mit der Anbringung der Kästen auf städtischen Flächen begonnen.
Neben geeigneten Quartieren, muss natürlich auch das Nahrungsangebot für die Tiere stimmen: So spielt z.B. ein naturnaher Garten eine wichtige Rolle im Hinblick auf eine ausreichende Insektenfauna, weil sich die heimischen Fledermäuse ausschließlich von Insekten ernähren. Aufgrund des massiven Insektenrückganges in den letzten Jahren ist allerdings auch mit einem Rückgang der von Insektennahrung abhängigen Tierarten zu rechnen. Aus diesem Grund sind auch weitere Projekte des NABU im Rheinisch-Bergisch-Kreis von enormer Wichtigkeit, nämlich die Anlage und Pflege von Wildblumenwiesen, die Erhaltung, der Schutz und die Neuanlage von Streuobstwiesen sowie die Anlage und der Erhalt von „Schmetterlingsgärten“.
Fledermausschutz für Jedermann
Aber auch jeder Einzelne kann etwas für unsere heimischen Fledermäuse tun:
Weitere Informationen/Fachliteratur zum Thema gibt es u. a. beim NABU Kreisverband Rheinisch-Bergischer-Kreis e.V. (s. Ansprechpartner) oder im NABU-Naturshop (www.nabu-shop.de). Dort können z.B. auch spezielle Fledermauskästen bezogen werden.
Der NABU sucht auch immer aktive MitstreiterInnen die sich im Fledermausschutz engagieren möchten. Bei Interesse bitte bei uns melden! (s. Ansprechpartner).
Oliver Gellißen
Fledermausschützer
gellissen[at]nabu-rhein-berg.de